Die Tour beginnt bei Ernestus und beschreibt die Figuren auf der Nordseite des Freskos.

Die Nummern beziehen sich auf die Versnummern in unserer Tabelle mit dem Carmen Epicum und seiner Übersetzung.
Nr. 10:
Nicht weit davon kannst du den leiblichen Bruder Hartmanns Ernestus mit seinem schönen Gesicht erblicken. Dieser war, wie die Chroniken berichten, der erste Abt in Neresheim.
Um zu zeigen, dass er zutiefst im Inneren (=in den Eingeweiden)
Christus und den Glauben an Christus liebte, erduldete er, dass seine Eingeweide
in langedauerndem Martyrium aus dem aufgeschnittenen Körper quollen.
Somit verdient er den doppelten Ehrentitel als erster Märtyrer und (erster) Abt.

Heiliger Ernst
(† 1096) Er war der erste legendäre Abt von Neresheim. Nach den Aufzeichnungen gibt es keinen Abt mit Namen Ernst. Die fiktive Person wurde wohl aus Elementen der Geschichte des Ernst von Zwiefalten gestaltet.
Attribut: Winde, mit der ihm bei seinem Martyrium die Gedärme aus dem Leib gezogen wurden.
Nr. 11:
Nicht weit von hier fährt der Bruder von Petrus und Schutzpatron der Kirche Andreas
hochberühmt auf Grund seines schräg gestellten Kreuzes,
wie auf einem Triumphwagen durch die Lüfte.
Er thront wie ein Herrscher und ruht zugleich (regnantis oder regnatoris pro more ?)
gestützt auf diesen Balken des Kreuzes: neben ihm sitzt ein
Engel und zeigt die heiligen Netze des Fischers.

Apostel Andreas
war der Bruder von Petrus. Er predigte auf dem Balkan und in der Türkei und wurde ab dem 9 Jahrhundert an die erste Stelle der Abfolge der Bischöfe und Patriarchen von Konstantinopel gestellt. Andreas wurde zur Zeit Neros in Griechenland gekreuzigt. Die Kreuzigung geschah der Legende nach an einem Kreuz mit schrägen Balken, dem sogenannten Andreaskreuz.
Nr. 12:
Ein Jungfrauenchor nimmt die rechte Seite ein; Itta ist
an der höchsten Stelle mit einer Hirschkuh zu sehen;
dann Wiborada,
von der man annimmt, dass sie Ulrichs Amme war,
und später Nonne des heiligen Benedikt.


Heilige Itha
(* ca. 1140; † ca. 1226) wurde von ihrem Ehemann wegen angeblicher Untreue aus dem Fenster seiner Burg gestürzt. Wegen ihrer Unschuld wurde sie von Gott gerettet und lebte fortan als Einsiedlerin. Attribut: Hirsch mit 12 Kerzen im Geweih, der sie abends immer zur Messe ins Kloster Fischingen geleitete.

Heilige Wiborada
(† 1. Mai 926) lebte freiwillig als Reklusin (Eingeschlossene in einer Zelle) in St. Gallen und wurde 926 von den Ungarn erschlagen. Sie war eine hochgeschätzte Ratgeberin und Mahnerin. Wiborada war die erste Frau, die 1047 offiziell von der katholischen Kirche heilig gesprochen wurde. Attribute: Buch und Hellebarde.
Nr. 13:
Weiter unten Ottilia,
die zwei auf einem Buch liegende Augen trägt.
(Sie ist), obwohl selber blind, eine große Lichtgestalt
des Ordens und zu Recht eine bedeutende Beschützerin der Augen.

Heilige Odilia
(* um 660 im Elsass † nach 723 in Frankreich) Klostergründerin, Äbtissin auf dem Odilienberg.
Odilia wurde blind geboren. Der Vater wollte sie töten lassen, die Mutter gab sie aber in ein Kloster, wo sie mit der Taufe das Augenlicht wieder erlangte.
Schutzpatronin des Elsass und des Augenlichtes
Nr. 14:
Wie der Mond zwischen geringeren Gestirnen leuchtet unter den obengenannten
Scholastica hervor, die große Schwester des großen Benedikt und seine erste Anhängerin;
Sie war zugleich Ordensmutter; ihre jungfräuliche Ehre bezeugt eine ihrer Seite beigefügte Taube.

Heilige Scholastika
(* um 480 ; † um 542) war die Schwester (möglicherweise die Zwillingsschwester) des heiligen Benedikt von Nursia.
Traditionell wird sie als erste Benediktinerin betrachtet.
Nr. 15:
Diesen (obengenannten) folgen über den Sternen
Margaretha, Catharina und Barbara,
die man die heiligen Nothelferinnen nennt

Heilige Margarete (rechts)
(† 305) war eine schöne junge Christin, die alle Männer abwies. Die vielfachen Folterungen, die sie von ihrem Glauben abbringen sollten, überstand sie unbeschadet.
Margarete ist eine der 14 Nothelferinnen und wird bei der Geburt angerufen.
Attribute: kleines Kreuz, Drache (an der Kette), Fackel, Kamm.

Heilige Katharina (links)
(† 307) war der Legende nach eine Königstochter, die durch einen Einsiedler zum Christentum bekehrt wurde. Sie war sehr gelehrt. Kaiser Maxentius wollte sie rädern lassen, aber das Rad zerbrach. Schließlich wurde sie enthauptet.
Eine der 14 NothelferInnen und wird u.a. bei Migräne, Kopfschmerzen, Sprachschwierigkeiten angerufen.
Attribute: zerbrochenes Rad, Buch, Schwert, Krone.

Heilige Barbara (Mitte)
(* Ende des 3. Jahrhunderts † 306) wurde von ihrem Vater dem römischen Statthalter Marcianus ausgeliefert, da sie sich taufen ließ und erlitt den Tod durch Enthauptung.
Sie ist eine der 14 NothelferInnen und wird zum Schutz vor jähem Tod und als Beistand der Sterbenden angerufen.
Attribute: Turm mit drei Fenstern (als Zeichen der Dreieinigkeit), Kelch und Hostie.
Nr. 16:
Siehe, die große Gertrudis und Mechtildis, bedeutende Gestalten
des Ordens, zeigen ihre Herzen und sagen damit, in welcher Liebe
beider Herzen auf Erden entbrannten.

Heilige Mechthild (links)
(* 1241/1242 † 19. November 1299) war Nonne und wurde im Kloster Helfta Kantorin und Leiterin der Klosterschule. Sie hatte ihr Leben lang mystische Visionen und Gotteserfahrungen.
Attribute: Buch mit Taube

Heilige Gertrudis (rechts)
(* 6. Januar 1256 † 17. November 1302) war Nonne und Mystikerin. Stundenlang war sie den Menschen ihrer Umgebung Zuhörerin, Ratgeberin, Trösterin. Gleichzeitig war sie eine hochgebildete und künstlerisch begabte Frau.
Attribute: Nonne, Herz mit dem Jesuskind, Buch, Kreuz, Feder.
Nr. 17:
Dann kann man Cunegunde sehen, die aus Liebe zur himmlischen Krone
die irdische verschmähte, und bei ihr Walburga. Die königliche Gefährtin und Ordensschwester, die Jungfrau Victoria (befindet sich) nahe bei diesen mit einer Palme (?) und einer Fahne.
Ihre heiligen Reliquien ruhen in einem heiligen Tempel.

Heilige Kunigunde
(* um 978 † 3. März 1033 oder 1039) war Kaiserin und Ehefrau von Heinrich IV. und nahm regen Anteil an den Regierungsgeschäften ihres Mannes. Sie setzte sich sehr für die Armen ein, gründete und unterstützte mehrere Klöster. Zum Beweis ihrer Unschuld, sie wurde des Ehebruchs bezichtigt, ging sie barfuß über glühende Pflugscharen und blieb unverletzt. Attribute: Krone, Kirchenmodell, Nonne mit Buch, Witwenschleier, Pflugschar.
Heilige Walburga
(* um 710 † 25. Februar 779 oder 780) war Missionarin aus England. Sie kam 761 in das Kloster nach Heidenheim in Franken, wandelte es in ein Doppelkloster mit der Regel der Benediktiner um und wurde dann Äbtissin des Frauenklosters. Attribute: Ölfläschchen (Walpurgisöl, Wasser das sich im Winter an ihrem Sarkophag bildete), Ähren (mit ihnen hat sie ein Kind vor dem Hungertod gerettet).
Heilige Victoria
(† um 250 oder um 303) war eine junge Frau, die ihre Habe verkaufte und sich dem Christentum zuwandte. Sie wurde von einem Römer, der sie heiraten wollte, eingesperrt in der Hoffnung ihre Standhaftigkeit zu brechen. Der Versuch scheiterte und sie wurde dem Präfekt überstellt, der sie töten ließ.
Attribute: Schwert, Drache, Stier.
Nr. 18:
Ursula beschließt mit dem darüberliegenden Zug diese Reihe
der Jungfrauen und zeigt die mit jungfräulichen Blut getränkten
Lanzen(spitzen), berühmt durch ihren siegreichen Tod.

Heilige Ursula
(† um 451) war eine Märtyrerin, die der Legende nach mit 1100 Jungfrauen bei Köln von den Hunnen ermordet wurde.
Attribute: Pfeil, Kreuzfahne, Schiff, Licht der klugen Jungfrauen
weiter geht es links unterhalb von Viktoria
Nr. 19:
Martinus strahlt sanfte Würde aus;
eine weiße Stirnbinde verbirgt sein glänzendes Haupthaar;
schön geschmückt von seinem Hirtenmantel
verehrt er, begleitet von einer Gans, die Geheimnisse der Dreifaltigkeit.

Heiliger Martin von Tours
(* um 316/317 ; † 8. November 397 ) musste in der römischen Armee dienen, da sein Vater römischer Offizier war. Nach seiner Entlassung wurde er Einsiedler und später Bischof von Tours. Bekannt ist vor allem die Legende, wonach er seinen Soldatenmantel mit einem frierenden Bettler teilte und ihm dann in der Nacht Christus erschien, bekleidet mit jenem halben Mantel.
Nr. 20:
Diese betet auch zugleich mit gefalteten Händen Meinrad an,
dem Raben Beifall klatschen und um den herum sie in den Lüften krächzen.

Heiliger Meinrad von Einsiedeln
(* um 797; † 21. Januar 861) wurde im Kloster Reichenau unterrichtet und trat dort in den Benediktinerorden ein. Er lebte später als Eremit in der Schweiz, auf ihn geht die Gründung des Klosters Einsiedeln zurück.
Als Meinrad von zwei Landstreichern erschlagen wurde, sahen dies zwei Raben, verfolgten die Mörder und führten sie vor Gericht.
Aus diesem Grund sind auf dem Wappen des Klosters und des Dorfes Einsiedeln zwei Raben abgebildet.