Vom Höllensturz bis zu den Ordensgründern


Die Nummern beziehen sich auf die Versnummern in unserer Tabelle mit dem Carmen Epicum und seiner Übersetzung.
Nr. 22:
Sieh zuerst und bewundere den glänzenden Sieg,
den Michael über den großen Himmelsfürsten Luzifer
und über seine Gefährten als stärkerer Führer davonträgt
und wie er mit rächendem Schwert die Schuldigen vertreibt
und vom Himmelsgewölbe verjagt; wie eine vom Blitz getroffene Eiche
stürzen sie mit großem Geschrei, so wie jene Schar der Giganten
wie in einem Heereszug von Jupiter getroffen herabstürzt.

Erzengel Michael
kommt in den Traditionen des Judentums, Christentums und Islams vor.
Im Christentum gilt Michael insbesondere als Bezwinger des Teufels sowie als Anführer der himmlischen Heerscharen. Der Erzengel wurde nach der siegreichen Schlacht auf dem Lechfeld am 10. August 955 zum Schutzpatron des Ostfrankenreichs und später Deutschlands erklärt.
Nr. 23:
Schau hier die Verwandlung und staune über die schreckliche Wendung,
wie ein zuvor so edler Geist plötzlich in Wahnsinn abgleitet,
und erforsche mit Zittern die Ursache der Strafe.
Diese (Ursache) wird dir dagegen die letzte Zeile
mit den folgenden Worten anzeigen: Er stürzt die Hochmütigen vom Thron.
Blasius.jpg Nr. 24:
Aber lass nun deine Augen weiterschweifen und fahre geradewegs fort
die Helden des Himmelreiches anzuschauen. Sieh da, Blasius zeigt sich
und Urbicus, die, indem sie ihr Blut vergossen,
dieses Himmelreich gleichsam in einem Angriff eroberten;
ihre heiligen Reliquien befinden sich in dieser Kirche.

Blasius
    Urbicus


Heiliger Blasius
(* 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts † um 316) war Bischof von Sebaste, der Hauptstadt der römischen Provinz Kleinarmenien (heute Türkei). Blasius starb als Märtyrer und zählt zu den vierzehn Nothelfern, er wird angerufen u. a. bei Halsschmerzen und Husten. Attribute: Hechelkamm (sein Folterwerkzeug), Schweinskopf, gekreuzte Kerzen (brachte ihm eine Frau ins Gefängnis).
Urbicus.jpg
Heiliger Urbicus
war ein adliger Römer, der im Alter von 12 Jahren wegen seines christlichen Glaubens enthauptet wurde.
Nr. 25:
Nahe bei diesen zeigt Bonifazius, der zu Recht als großer Freund des germanischen Volkes
bezeichnet wird, jenes heilige Buch über die göttliche Macht;
von diesem Buch wurde vom Feindesschwert nicht einmal ein Buchstabe verletzt;
ein unglaubliches Wunder, damit freilich auch der Feind erkennen kann,
dass Gottes Wort auf ewig erhalten bleibt.

Heiliger Bonifatius
(* um 673; † 5. Juni 754 oder 755) war einer der bekanntesten christlichen Missionare und der wichtigste Kirchenreformer im Frankenreich. Er war Missionserzbischof, päpstlicher Legat für Germanien, Bischof von Mainz, zuletzt Bischof von Utrecht sowie Gründer mehrerer Klöster, darunter Fulda.
Er wird seit dem 16. Jahrhundert von der katholischen Kirche als „Apostel der Deutschen“ verehrt.
Nr. 26:
Hier glänzt der durch den Ruhm des Papstthrones bedeutende Gregor hervor,
der in Wahrheit den Namen „der Große“ verdient;
und er war ein großer Sohn des großen Benedikt, ja sogar (immo?)
der größte auf Erden, da er deine Schlüssel, Petrus, in Händen hielt;
würdiger als er trug sie kaum ein anderer;
ihm hat ja, wie es scheint, der Heilige Geist selbst
in Gestalt einer strahlenden Taube seine Schriften eingegeben.

Papst Gregor der Große
(* um 540; † 12. März 604) war von 590 bis 604 Papst.
Er gilt als einer der bedeutendsten Päpste und ist der jüngste der vier großen lateinischen Kirchenväter der Spätantike. 1295 wurde er heiliggesprochen.
Nr. 27:
(haerendem – haerentem? Besser: heredem –Erbe, Nachfolger)
Nahe bei diesem in Wahrheit und Namen großen Nachfolger des Petrus
sitzt jene überragende Gestalt, Ehre und Ruhm des Priesteramtes verkörpernd,
Johannes Nepomuk, den Sterne krönen.
Die Sterne umstrahlten einst das Haupt des im Wasser versunkenen,
da ja dieser auch zu Lebzeiten wie ein Stern strahlte.

Johannes Nepomuk
(* um 1345 † 20. März 1393) war Priester und Märtyrer in Prag. Sein energisches Auftreten für die Rechte der Kirche gegenüber dem König und seine Predigten machten ihn beim Volk berühmt und dem König lästig. Der Legende nach ließ ihn König Wenzel IV. in der Moldau ertränken, da Johannes Nepomuk sich weigerte, als Beichtvater der Königin, das Beichtgeheimnis zu brechen.
Attribute: auf Brücken, Finger auf dem Mund, Kruzifix, Sternenkranz
Nr. 28:
Franziskus, reich an Verdiensten und demütiger Verächter seiner selbst,
will als Begründer des geringsten Ordens gelten;
er will sich in ganz bescheidener Körperhaltung zeigen,
da er ja auch nun im Himmel so sein will, wie er auf Erden gewesen war;
aber die verehrenswerte göttliche Macht erhebt hier die Demütigen
und verweist von der Höhe des Himmels die Hochmütigen.

Heiliger Franziskus
(* 1181 oder 1182 ; † 3. Oktober 1226 ) Franz von Assisi war der Begründer des Ordens der Minderbrüder (Ordo fratrum minorum, Franziskaner) und Mitbegründer der Klarissen und er ist der Patron Italiens. Er lebte nach dem Vorbild Jesu Christi und faszinierte die Menschen mit seinem tiefen Ernst, seiner glühenden Liebe zu Gott und zur Schöpfung und seiner Zuneigung zu den Menschen. Franziskus hinterließ zahlreiche Schriften, Gebete und Gesänge.
Nr. 29:
Schau, mit welch großem Glanz jene Lichtgestalt
der afrikanischen Erde leuchtet und brennt in Flammen,
die das glühende Herz als wohlverdiente Belohnung darbietet:
Augustinus ist es, der so große Vater so großer Männer
und der bedeutende Gründer eines so großen Ordens.

Augustinus
(* 13. November 354 ; † 28. August 430) war ein numidischer Kirchenlehrer. Er war neben Hieronymus, Ambrosius von Mailand und Papst Gregor dem Großen einer der vier lateinischen Kirchenväter der Spätantike und ein wichtiger Philosoph an der Schwelle zwischen Antike und Frühmittelalter. Er prägte das Denken des Abendlandes und beeinflusste die Lehre fast aller westlichen Kirchen, ob katholisch oder evangelisch.
Nr. 30:
Auf diesen folgen kurz darauf die anderen Ordensgründer
Dominicus mit Bernhard, beide durch ihre weiße Kleidung
gekennzeichnet; großartige Männer, die ihr glänzendes Leben
und die Reinheit ihres Geistes mehr hervorhebt als ihre Kleidung.
Beide kann man in ihrer weißen Kleidung zu Recht engelsgleiche
Männer nennen, die das Grab des Herrn verteidigten –
mit einem Hund Dominicus, Bernhardus mit Kreuz und Waffen

Heiliger Dominikus
(* um 1170 ; † 6. August 1221 ) war Gründer des Dominikanerordens. Er lebte sehr einfach und ordnete dies auch für die Mönche des Ordens an. Aber im Gegsatz zu den Franziskanern legten die Dominikaner großen Wert auf Studium und Wissen. Dominkus reiste viel und predigte mit großem Erfolg gegen Heidentum und Ketzerei.

Heiliger Bernhard von Clairvaux (rechts)
(* um 1090 ; † 20. August 1153 ) war ein mittelalterlicher Abt, Kreuzzugsprediger, Kirchenlehrer und frühscholastischer Mystiker. Er gilt als einer der bedeutendsten Mönche des Zisterzienserordens, für dessen Ausbreitung über ganz Europa er verantwortlich war. Seine Werke waren sehr verbreitet, wurden übersetzt und viel gelesen.
Nr. 31:
Nicht weit von hier betet der Gründer des geringsten Ordens
Ignatius von Loyola, ein strahlendes Licht in seiner Stadt,
die göttliche Macht mit gebeugtem Knie an
und eröffnet mit demütigem Sinn die Geschicke seiner Ordensbrüder. (=Loyolides, um)

Heiliger Ignatius von Loyola
(* 31. Mai 1491 ; † 31. Juli 1556) war der wichtigste Mitbegründer und Gestalter der später auch als Jesuitenorden bezeichneten „Gesellschaft Jesu“. 1539 erfolgte die offizielle Ordensgründung. Zu den üblichen Gelübden der Keuschheit und der Armut kamen die Verpflichtung, den Katechismus zu lehren und dem Papst absolut gehorsam zu sein.