Die Tour beginnt bei Ivo und beschreibt die Figuren auf der Nordwest- und Nordseite des Freskos.

Die Nummern beziehen sich auf die Versnummern in unserer Tabelle mit dem Carmen Epicum und seiner Übersetzung.
Nr. 41:
Am Himmelsgewölbe erscheint hier schließlich auch Ivo, Pfarrer von Tracora,
der zu Recht Beschützer der Witwen und Waisen genannt wird.
Der Heilige war bereit, als Rechtsbeistand die Prozesse
von Witwen und Waisen zu führen.
Zudem stärkte er diejenigen, deren Verteidigung ihm anvertraut war,
durch Vorbild und gute Worte und unterstützte sie mit Geld.
Er wurde, als er selbst Priester geworden war,
ein Vorbild für die Priester.

Heiliger Ivo
(* 17. Oktober 1253 † 19. Mai 1303) war Priester und Rechtsanwalt. Er setzte sich vor allem für Arme, Witwen und Waisen vor weltlichen und geistlichen Gerichten ein und galt als Anwalt der Armen. Attribute: Geißel, Kelch, Strick, Schreibfeder.
Nr. 42:
Nun beschließt den Zug der Herzog Thassilo aus dem Geschlecht der Bojer,
der erste Gründer dieses ehrwürdigen Klosters von Neresheim,
der durch Volkes Stimme schon seliggesprochen wird.

Herzog Tassilo von Bayern
(* um 741; † um 796) war der letzte baierische Herzog aus dem Geschlecht der Agilolfinger und soll der Überlieferung nach im Jahr 777 das Kloster Neresheim gegründet haben. Nach heutigen Erkenntnissen ist diese Darstellung nicht haltbar.
Nr. 43:
Nicht weit von hier thront ein heiliger Gatte mit seiner Gattin:
Graf Hartmann und Gräfin Adelheid.
Keineswegs sind sie, was Frömmigkeit angeht,
zweitrangige Gründer, nur was die Reihenfolge angeht.
Sie ließen diese heiligen Mauern erbauen
Und verdienten so die ewige Glückseligkeit.

Graf Hartmann I. und Gräfin Adelheid von Dillingen
(* um 1040; † 1121) gründeten 1095 auf seiner Burg Neresheim ein Augustiner-Chorherrenstift, das 1106 in eine Benediktinerabtei umgewandelt wurde. Er selber trat vor seinem Tod als Mönch in das Kloster Neresheim ein und starb dort 1121.
Nr. 44:
Schwinge dich nun auf, o Muse, und rühme, wenn du es vermagst, mit würdigem Lied
die herrliche Kirche in ihrem strahlenden Gewandt.
Sie entfernt den Schleier, mit dem der römische Glaube das große Geheimnis verbirgt,
damit man wenigstens mit dem Auge des Glaubens
erkennen kann, was man nie direkt mit den leiblichen Augen
sehen wird, sondern nur – wie Paulus bezeugt – wie durch einen Spiegel.

Fides
steht für die katholische Kirche. Sie lüftet den Schleier der die Dreifaltigkeit umgab.
Nr. 45:
Doch siehe, da zeigt sich Paulus mit dem Apostelfürsten Petrus,
wie er das große Geheimnis bewundert und Petrus
mit ausgestrecktem Finger von großen Taten berichtet.
Aufschauend betrachtet er das tiefe Meer und staunt zugleich
über den Abgrund.

Apostel Petrus
(* in Galiläa; † um 65-67) war nach dem Neuen Testament einer der ersten Apostel, die Jesus berief und später der erste Bischof von Rom. Christus hat Petrus und dieser seinen Nachfolgern Vorrang als Leiter, Lehrer und Richter aller Christen gegeben.

Apostel Paulus
(* vermutlich vor dem Jahr 10 ; † nach 60) verfolgte zunächst die Anhänger Christi und verstand sich, nachdem ihm Jesus erschienen war, als ein von Gott berufener Apostel. Er wurde zu einem erfolgreichen Missionar der Urchristentums und einer der ersten christlichen Theologen.
Nr. 46:
Simon, Thomas, Mathias, Thadaeus und Philippus umringen diese,
ebenso wie Bartholomaeus und Jakobus der Jüngere, auch Bruder des Herrn genannt.


Bei der folgenden Zuordnung der Apostel sind wir uns nicht sicher!


Judas Thadaeus mit Helebarde (links)
Simon mit Säge

Bartholomaeus und Jakobus der Jüngere

Mathäus mit Engel (unten)
Philippus mit Kreuz

Tomas mit Winkelmaß
Nr. 47:
Unter diesen kannst du Anselmus erkennen,
jenes große Gestirn des Ordens und auch der Kirche.
Diesem wollte der Maler (oder besser der große Appelles)
als Bruder Gallus zur Seite stellen.


Heiliger Gallus (links)
(* um 550; † 16. Oktober 640, nach anderen Quellen 620 oder 646-650) war ein Wandermönch und Missionar, der vor allem im Bodenseeraum wirkte und als Heiliger verehrt wird. Er gilt als Gründer des Klosters St. Gallen und ist, zusammen mit dem heiligen Othmar, Schutzpatron von Stadt und Bistum St. Gallen.

Anselm von Canterbury /rechts)
(* um 1033; † 1109) war Erzbischof von Canterbury und einer der größten mittelalterlichen Theologen mit weit reichendem Einfluss, er gilt als „Vater der Scholastik“ durch seine Betonung der Kraft der Vernunft, bekannt in seinem Satz: „Credo, ut intelligam“ - „Ich glaube, um zu erkennen“. Attribut: Er wird als Bischof dargestellt.
Nr. 48:
Damit du Gallus besser erkennst, malte er einen Bären dazu,
der zu Lebzeiten des Abtes diesem als braver Diener
Holz herbeitrug, wie man in den Akten liest:
Der Bär und das Holz sind also die Kennzeichen des Gallus.